6 Tipps, die du bei einer zweisprachigen Erziehung unbedingt berücksichtigen solltest

Immer mehr Eltern möchten die Chance nutzen, ihre Kinder von klein auf mit einer zweiten Sprache zu erziehen. In der heutigen Leistungsgesellschaft klingt das erstmal nach keiner schlechten Idee – viele Jobs erfordern sowieso zwei oder sogar mehrere Fremdsprachkenntnisse. Problematisch wird es allerdings, wenn die Kleinen auf die falsche Weise zu „Sprachprofis“ erzogen werden.

Denn bei einer zweisprachigen Erziehung musst du Einiges beachten, dafür hab ich mir Inputs von einer Expertin geholt – hier findest du 6 gute Tipps von Ljubica Negovec!

LjubicaLjubica Negovec ist Inhaberin vom Übersetzungsbüro AlleSprachen in Wien. Sie ist selber zweisprachig aufgewachsen und hat auch ihren eigenen Sohn bilingual erzogen. Sie ist also absoluter Profi, wenn es um dieses Thema geht. Abgesehen davon ist sie selber beeidete Übersetzerin für Serbisch, Bosnisch und Kroatisch.

Tipps aus der Zwei-Sprach-Trickkiste

Zwei Sprachen klingen natürlich nach einem Vorteil – schließlich ist der heutige Arbeitsmarkt von Globalisierung geprägt und fordert immer mehr interkulturelle Fähigkeiten und Sprachkenntnisse. Dass du deine Kleinen daher so gut wie möglich darauf vorbereiten willst, ist ein löblicher Ansatz. Allerdings solltest du eines nicht vergessen: Kinder stehen noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung und interessieren sich nicht die Bohne für den zukünftigen Arbeitsmarkt!

Auch wenn eine bilinguale Erziehung also im ersten Moment sehr vielversprechend klingt, muss das Ganze nicht immer so funktionieren, wie du dir das vorstellst. Denn mit ein wenig Alltags-Plaudern kommst du wahrscheinlich nicht weit. Hier kommen 6 hilfreiche Tipps für eine zweisprachige Erziehung:

Tipp #1: angemessene Wahl der Zweitsprache

Die erste Hürde beginnt mit der Wahl der zweiten Sprache. In den meisten Fällen wirst du eine Sprache wählen, die du oder dein Partner fließend beherrschen. Es sollte also unbedingt ein ausreichendes Vokabular, idealerweise auf Native-Niveau vorhanden sein. Muttersprachler-Niveau ist die Grundvoraussetzung für eine fehlerfreie zweisprachige Erziehung! Beachte: wenn du selbst die Sprache nicht richtig beherrschst, kannst du sie auch deinen Kindern nicht ordnungsgemäß beibringen – das liegt natürlich auf der Hand.

Dein altes Schulenglisch sollte also nicht die Basis für eine bilinguale Erziehung sein! Außerdem sollte der emotionale Bezug zur Sprache gegeben sein. Kinder möchten immer auch wissen, warum sie eine bestimmte Sprache lernen. Besuche bei Verwandten, Urlaube, oder auch ein Austausch in Krabbelgruppen sind förderlich – damit möglichst viel und intensiver Sprachaustausch passiert.

Tipp #2: Sprachen ideal aufteilen

Idealerweise spricht jeweils ein Elternteil eine der zwei Sprachen, die das Kind lernen soll. Dann kannst du die Sprachen quasi aufteilen – das ist insofern von Vorteil, da das Kind dann zwischen den Sprachen differenzieren kann, ohne sie zu vermischen.

Das hilft gut dabei, um Verwirrungen zu vermeiden. Dasselbe trifft auch auf andere Bezugspersonen zu, wie Freunde oder Großeltern. Ein guter Tipp ist auch die Aufteilung auf gewisse Tageszeiten: bist du beispielsweise viel mit deinem Kind alleine, dann kannst du vormittags in der einen Sprache, und nachmittags in der anderen kommunizieren.

Tipp #3: weniger ist mehr

Dieser Tipp passt eigentlich auf dein gesamtes Zweisprachen-Projekt. Schon bei der Sprachwahl ist eine Sprache neben der Muttersprache zu Beginn absolut ausreichend. Auch wenn in einigen Kindergärten mittlerweile schon Chinesisch angeboten wird, und es in Schulen zahlreiche Wahlfächer für Fremdsprachen gibt - mehr ist nicht immer besser.

Mit zu vielen Sprachen loszulegen, baut zu viel Druck auf – und das ist weder für die Eltern noch für das Kind gut. Schraub deine Erwartungen deshalb nicht zu hoch. Nur wenige Kinder beherrschen zwei (oder mehr) Sprachen genau gleich gut. Meistens gibt es eine stärkere, sowie eine schwächere Sprache.

Tipp #4: mit Spaß & Spiel zum Ziel

Fest steht: nur mit Spiel & Spaß funktioniert Sprachen lernen bei Kleinkindern! Mit etwa zwei Jahren fangen Kinder an, ihre ersten Sätze zu bilden. Doch Druck hat beim Sprechen keinen Platz – das hat noch nie funktioniert. Jedes Kind hat sein ganz eigenes Lerntempo und spricht unterschiedlich gerne.

Da kannst du noch so „konsequent“ sein – wenn dein Kind eine Sprache nicht sprechen will, dann ist das in Ordnung. Häufig verstehen die Kleinen eine Sprache sogar, wollen sie aber selbst nicht sprechen. Auch das sollte akzeptiert werden.

Tipp #5: Regelmäßigkeit & Medienvielfalt

Wie war das noch mit der Konsequenz? Genau – wenn dein Kind nicht sprechen will, dann ist das so. Allerdings kannst du sehr wohl versuchen, regelmäßig mit deinen Kindern in beiden Sprachen zu sprechen. Benutz dazu auch verschiedene Medien, wie Bücher, Hörspiele oder hin und wieder auch Fernsehen. Lieder und Gedichte sind ebenfalls eine nette Methode, um ein Gefühl für die Sprachmelodie zu bekommen.

So kannst du das Interesse deines Kindes unter Umständen sehr gut wecken, auch wenn es anfangs nicht da ist. Bleib dabei immer locker und entspannt und versuch auf keinen Fall Zwang mithineinzubringen.

Tipp #6: konsequente Spracherziehung vs. Alltagstauglichkeit

Über diesen Punkt musst du dir auf jeden Fall klarwerden. Wann, welche Sprache angemessen ist, ergibt sich automatisch aus dem Umfeld, in dem ihr euch gerade aufhaltet. Eure Zweisprachigkeit kann natürlich in gewissen Situationen unpassend sein, beispielsweise in der Schule oder im Kindergarten bei Anwesenheit des Lehrpersonals. Befindet ihr euch also in Gegenwart von Menschen, die eure bevorzugte Kommunikationssprache nicht verstehen, solltet ihr lieber auf die Fremdsprache verzichten.

Erklär deinem Kind dann am besten verständlich, warum ihr jetzt die Sprache wechselt: „Wenn Onkel Herbert da ist, sprechen wir Deutsch, damit er uns versteht.“ Behandle diese Ausnahmen allerdings ganz bewusst und sprich sie auch an. Meistens machen Kinder das sowieso intuitiv – sie gehen mit ihren Sprachen in der Regel sehr gewählt um.

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