Wie viel Wut ist noch normal?

Valentin brüllt wie am Spieß, wenn er das gewünschte Keksi nicht bekommt.

Marie haut scheinbar aus dem Nichts auf das fremde Kind hin, das neben ihr in der Sandkiste sitzt.

Erwin wirft vor lauter Wut mit Bausteinen um sich, wenn der gerade aufgebaute Turm umzufallen droht.

Sind solche Situationen schon Stress pur für die Eltern, lässt sich das noch toppen durch den Horrormoment, wenn dich die Kindergartenpädagogin beim Abholen noch kurz sprechen will und dir offenbart:  „Ihre Tochter hat heute den Max gebissen!“

Spätestens jetzt beginnt im Hirn die Schuldmaschinerie zu rattern, dir wird gleichzeitig heiß und kalt und vielleicht auch ein bisschen schlecht und du fragst dich:

„Was mach ich bloß falsch? Warum ist mein Kind so aggressiv? Wir machen das zu Hause ja auch nicht - das ist doch nicht normal!“

Dann recherchierst du im Internet und stößt auf Aussagen wie „Kinder aus einem liebevollen Elternhaus entwickeln normalerweise keine Aggressivität“ oder „Kinder, die in schwierigen Verhältnissen leben, sind eher gefährdet, aggressiv zu sein“.

Na großartig – jetzt fühlst du dich kein bisschen besser ….

Gibt es eine „normale Menge an Wut“?

Die Frage nach dem Wie viel ist natürlich rein rhetorisch (um nicht zu sagen Blödsinn?), denn wir haben keine Einheit, in der wir Wut messen könnten.

  • Lautstärke?
  • Wurfkraft?
  • Durchmesser der blauen Flecken beim getroffenen Gegenüber?

Wut abmessen

Zudem ist ein großer Unterschied zwischen dem, was wir an Wut in uns drinnen fühlen und dem, was wir davon ausdrücken – mit Stimme, Mimik oder Fäusten!

Und beides ist höchst individuell: jeder Mensch spürt seine Wut anders im Körper – Hitze im Kopf, Enge in der Brust, manche meinen platzen zu müssen.

Jeder geht dann anders damit – an die frische Luft gehen, auf den Boxsack einschlagen oder auch schreien.

Das hat auch mit unserem angeborenen Temperament zu tun.

Bist du ein „Häferl“ mit hoher Gefühlsamplitude, dessen Gefühle immer gleich von 0 auf 100 gehen oder eher phlegmatisch angelegt „Schau ma mal!“? Und welcher Typ ist dein Kind?

Ähnliche Typen kommen meist besser miteinander aus, weil einem der emotionale Ausdruck des Gegenübers bekannt(er) erscheint. Während du deinen Alltag als ruhige Mama mit einem extrovertierten Kind als ziemlich herausfordernd erleben wirst.

Brauchen Kinder ein aggressives Vorbild, um selber aggressiv zu werden?

Nein.

Gerade sehr kleine Kinder drücken mit ihrem Hauen, Spucken, Haare ziehen, Schubsen, Beißen, Kratzen (Liste bitte gerne fortsetzen!) meist ein Gefühl aus, das sie anders NOCH NICHT ausdrücken können.

Ganz einfach, weil ihnen die Worte dafür fehlen.

Selbst wenn sie schon das eine oder andere Wort für ihre Wut gelernt haben, ist vielleicht die Emotion momentan so groß, dass es ihnen nicht so schnell einfällt, wie der Körper bereits reagiert.

Natürlich haben sie es vielleicht einmal schon im Kindergarten bei anderen Kindern gesehen, was sie dann auch zum Ausprobieren Anspornen kann. Aber es ist keine Einbahn – zuerst muss ich es sehen, dann mache ich nach!

Aber manchmal macht das Kind mich selbst so wütend, das ist ja auch nicht gut, oder?

Selbstverständlich ist es nicht ok, sein Kind zu schlagen oder ständig anzubrüllen. Aber es ist unmöglich, selbst nie wütend zu werden.

Da bist du gefordert, an dir und deiner Wut zu arbeiten.

Mach dich auf die Suche:

  • Woher kommt meine Wut?
  • Wie drücke ich meine Wut aus?
  • Welches Vorbild gebe ich damit für mein Kind?

Das Ziel lautet nicht, nie wütend zu sein – sondern sozial angemessen damit umzugehen.

Wut und Aggressionen gehören zu uns Menschen. Wir können lernen, sie konstruktiv auszuleben.

Wenn wir versuchen, unsere eigene Wut zu verstecken, können wir nicht authentisch kommunizieren.

Gerade da sind Kinder dann wunderbare Gefühlsseismographen. Wenn sie spüren, dass die Mama innerlich schon kocht, aber nach außen noch einen auf gelassen macht, merken sie das sehr schnell.

Dann werden sie den Finger auf die Wunde legen und umrühren. Bis du deine Emotion authentisch zeigst. Wenn du damit zu lange wartest, ist die Wut so groß, dass du dann Dinge tust und sagst, die du nie, nie, nie tun und sagen wolltest!

Wut runterschlucken geht vielleicht eine Zeitlang, ist aber die denkbar schlechteste Alternative, denn auf Dauer gesehen, macht das krank …

Kann man Wut vermeiden?

Nein – aber man kann hinter die Kulissen seiner eigenen Wut schauen.

Das hilft in vielen Fällen auch, dein Kind in seiner Wut besser zu verstehen.

Das wiederum kann langfristig zu weniger Wut(anfällen) führen, weil wir uns selbst und auch unsere Kinder besser kennen lernen und deshalb früher die Reißleine ziehen können.

Online-Workshop "Wut - das ungeliebte Gefühl"

Im neuen Online-Workshop „Wut“ werden wir uns ganz intensiv mit diesem ungeliebten Gefühl beschäftigen.

Das erfährst du im Workshop:

  • wie Wut entsteht - und wo diese Riesenwut im Kind herkommt
  • wie du deine eigene Wut im Bauch in Griff bekommst und gelassener wirst
  • warum es normal ist, wenn Kinder ihre Wut körperlich ausagieren und wie du konstruktiv darauf reagieren kannst
  • hilfreiche Strategien zum Umgang mit kleinen Wüterichen
  • ob die "Stille Treppe" wirklich hilft
  • wie du Vorsorge für dich selbst treffen kannst und dem einen oder anderen Wutanlass umschiffen kannst

Für mehr Info klicke auf das Bild!

OWS Wut

Für einen entspannten Alltag in der Familie!

Weniger Drama, mehr Mama!

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