Gesund naschen: Was und wieviel dürfen Kinder naschen?

Was bedeutet naschen eigentlich?

Laut Duden ist „Naschen“ ein schwaches Verb – und bedeutet folgendes

  1. Süßigkeiten o.Ä. [Stück für Stück] genießerisch verzehren
  2. [heimlich] kleine Mengen von etwas [wegnehmen und] essen

Im Alltag verknüpfen wir die Wörter „schwach“ und „naschen“ wohl eher nicht im grammatikalischen Sinn, sondern im Zusammenhang mit unserer eigenen Konsequenz.

Nach dem Motto:

"Wenn ich weiß, dass ein Glas Nutella in der Küche steht, kann ich gar nicht anders …"

Darum gehts hier:
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    Wovor haben wir Angst, wenn es ums Naschen geht?

    Dass die Kids nicht unendlich Süßigkeiten essen sollten, darüber sind sich fast alle Eltern einige – aber worum geht es uns eigentlich, was sind die Gefahren, die hinter dem Genuss von zu viel Zucker lauern:

    1.   Übergewicht

    Vielleicht kennst du den Spruch „One moment on my lips, forever on my hips“

    Gerade bei Frauen poppt aus diesem Grund gleich das schlechte Gewissen angesichts einer Tafel Schokolade auf. Wir machen uns Sorgen um die Figur, ob wir im Sommer wohl noch in unseren Bikini passen und grummeln angesichts der Anzeige auf unserer Waage.

    Für kleine Kinder hat Übergewicht aber eher soziale Konsequenzen. Je dicker, umso weniger sportlich oder wenigstens bewegungsfähig und somit viel leichter auf dem Weg zum Außenseiter.

    2.   Stoffwechselkrankheiten

    Im langjährigen Zusammenhang mit Übergewicht steht Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes Typ 2. Früher als „Alterszucker“ bezeichnet erkranken mittlerweile auch viele junge Menschen daran.

    Als Ursachen werden Übergewicht nach zu hohem Zuckerkonsum und Bewegungsmangel gesehen.

    3.   Zähne

    Und natürlich hat auch der Zahnarzt keine Freude mit zuckrigen Süßigkeiten. Ernähren sich davon doch die Kariesbakterien, die Löcher in den Zähnen verursachen. Übrigens knabbern die Bakterien nicht die Löcher, die entstehen durch die Ausscheidungen der kleinen Viehcher, nachdem diese sich Zucker gefuttert haben – im übertragenen Sinne pinkeln sie uns also in den Mund. Ziemlich grausige Vorstellung, oder?

    Diese langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit sind allerdings kein gutes Argument gegenüber Kindern – erwarte dir bitte keine Dankbarkeit, wenn du die Naschereien eingrenzt.
    „Vielen Dank, Mama, dass du dir Sorgen um meine Gesundheit machst!“ wirst du wohl niemals hören …

    Warum stehen wir eigentlich so auf süß?

    Evolutionär betrachtet hat diese Polung auf süß schon so seinen Sinn.

    Reife Früchte sind süß und damit garantiert nicht giftig oder sonst potentiell gesundheitsschädlich und enthalten wunderbar viele Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe. Ganz optimal!

    Und auch unsere allererste Nahrung – die Muttermilch – schmeckt süß. Auch das ist eine Geschmacksprägung, die anhält.

    Insofern ist es also kein Wunder, dass Kinder auf süß programmiert sind. Das ist kein Phänomen unserer Zeit. Die Problematik unserer Zeit ist aber, dass wir um das Verlangen nach Süß zu stillen meist viel schneller einen Schokoriegel verfügbar haben als eine reife Frucht …

    Zuckerersatzstoffe – ist das das gesündere Naschen?

    Naja, aber da gibt’s doch noch so viel mehr mit dem man sich das Leben versüßen kann und das klingt ja so gesund!

    •         Brauner Zucker
    •         Honig, Agavensirup etc
    •         Trockenfrüchte
    •         Xylit
    •         Stevia

    Leider ist da ganz viel Wunschdenken dabei.

    Ok – natürlich enthalten brauner Zucker, Honig & Co ein paar Nährstoffe mehr als weißer Zucker. Aber das ist hinsichtlich der oben genannten Risken bestenfalls Schadensbegrenzung.

    Aus Sicht der Zahngesundheit sind Honig und Trockenfrüchte sogar noch schlechter, weil sie schön an den Zähnen kleben (aber die Kariesbakterien haben ihre Freude damit!) Aber natürlich ist Honig toll im Tee, wenn das Kind Husten hat – außer natürlich im ersten Lebensjahr, da darf noch kein Honig gegeben werden – und Trockenfrüchte sind super zwischendurch. Du solltest aber nie mehr getrocknete Früchte auf einmal essen als du auch im „normalen“ Zustand essen würdest.

    Dafür empfehlen Zahnärzte gerne Xylitol (Birkenzucker) – den können die Kariesbakterien nicht verdauen und kommen dadurch um. Zu viel Xylitol kann aber bei Menschen, die es nicht gewohnt sind, zu blutigen Durchfällen führen – für Hunde ist es sogar giftig!

    Es ist aus meiner Sicht sicher eine gute Idee, mal was anderes als weißen Zucker zu verwenden – das macht deine Ernährung abwechslungsreicher. Aber schlussendlich bleibt Zucker Zucker …

    Wir sind uns also einig – es macht Sinn, den Konsum von Süßigkeiten nicht ausufern zu lassen. Weder für uns Erwachsene und natürlich auch nicht für die Kinder.

    Welche Regelungen fürs Naschen?

    Ein Kind, das keinen Zucker kennt, dem fehlt er auch nicht. Deshalb macht es Sinn, Zucker und Süßigkeiten erst möglichst spät einführen. Auch wenn das ganze Umfeld schon fragt: „Wann bekommt es denn endlich etwas Gutes? Du gönnst dem Kind ja gar nix!“

    Wesentlich ist hier auch der Einsatz der Sprache – warum nicht auch süßes Obst naschen?

    Spätestens im Kindergartenalter wirst du ums Thema Naschen „richtiger“ Süßigkeiten nicht mehr herumkommen, da bieten sich dann folgende Regelungen an:

    ·    Die Naschlade oder Naschschachtel

    In einer Lade oder wahlweise einer Schachtel liegt der Vorrat, der an diesem Tag verzehrt werden darf. Die Eltern entscheiden, was und wie viel in der Lade ist. Das Kind entscheidet, wann es wie viel davon isst.

    Diese Regelung kenne ich auch statt täglich gleich mit einer ganzen Wochenration. Das würde ich dir aber erst frühestens mit einem Schulkind empfehlen, für kleinere Kinder ist eine ganze Woche eine vollkommen unüberschaubare Zeitspanne und da sind Konflikte vorprogrammiert.

    ·    Die Naschzeit

    Lieber viel Zucker auf einmal als mehrmals nur ein wenig – warum sich das positiv auf die Zähne auswirkt, kannst du dir hier in einer Sachgeschichte aus der Sendung mit der Maus anschauen 😀

    Bei uns ist die Naschzeit am Nachmittag, wenn alle heimkommen. Da trink ich selber gerne einen Kaffee und dazu mag ich was Süßes und die Kinder jausnen und naschen auch.

    Die erste Variante wäre mengenmäßiges Grenzen setzen, die zweite zeitmäßiges.

    Fazit:

    Besinne dich beim Thema Naschen auf die eingangs erwähnte Wortbedeutung!

    Nutella löffelweise aus dem Glas ist weder für die Gesundheit noch für die Figur ideal, aber manchmal einfach ein richtiger Genuss! Also wenn schon, dann bitte ohne schlechtes Gewissen.

    Und da wäre dann noch die Sache mit den „kleinen Mengen“ – zum Genuss gehört auch die Askese. Dinge, die ständig im Überfluss verfügbar sind, werden selten genossen.

    Deshalb auch kein schlechtes Gewissen, wenn du die Naschereien deiner Kinder einschränkst. Du tust nicht nur etwas Gutes für ihre Gesundheit, du förderst auch ihre Genussfähigkeit!Merken

    3 Kommentare

    1. Veröffentlicht von Petra am 14.12.2015 um 16:11

      Hallo Vera, mir ist die zeitlich begrenzte Variante lieber. Wir naschen wie du auch gerne zum Nachmittagstee. Dann sitzen wir zusammen und genießen die süßen Sachen (oft haben wir diese auch am Tag zuvor gemeinsam gebacken). So ist der Zucker nicht den ganzen Tag über an den Zähnen oder im Körper…

    2. Veröffentlicht von Roswitha am 14.12.2015 um 20:37

      Liebe Vera,
      Ich habe bei meinen Kindern – mit ca. 2 Jahren – eingeführt, dass sie, wenn sie naschen wollten, es sich aussuchen durften was sie möchten, die Menge habe ich bestimmt (in einem kleinen Gefäß ca. eine Kinderhand voll Süßigkeiten) und mit ihnen vereinbart, dass das die Ration für den gesamten Tag ist. Sie entscheiden selbst, wann sie naschen. Ich habe es sogar vor dem Essen erlaubt, weil ein Aufschub zu großem Protest führte und die Essatmosphäre gestört war – aber halt mit der Vereinbarung, dass dann auch mein Gekochtes verspeist wird. Das Abkommen funktionierte erstaunlich gut, im Gegenteil, dann wurde of sogar ohne Motzen zu meinem „gesunden“ Essen gegriffen. (und die Süßigkeitenportion ohnehin eher klein). Denn das mit dem Aufschub – zuerst richtig essen, dann naschen, funktionierte bei uns nicht.
      Mittlerweile haben meine Kinder (3 und 5 Jahre) freien Zugang zu ihrem „Geheimversteck“, aber sie müssen fragen. Und die Nascherei hält sich echt in Grenzen 🙂

      Liebe Grüße,
      Roswitha

    3. Veröffentlicht von Eva am 21.12.2015 um 13:38

      Liebe Vera,
      die Sache mit der Nasch-kiste praktizieren wir schon länger und sie funktioniert gut. Außerdem habe ich das Naschen von Anfang an nie verboten, um den Reiz des Verbotenen nicht zu erhöhen. Es gibt einfach bei uns die Regel, dass erst nach dem Essen einer Hauptmahlzeit genascht werden darf. Meist erledigt sich das Naschen dann von allein. Obowhl ich nichts dagegen habe und die Naschkiste jederzeit auch für meinen Sohn greifbar ist.
      Fairerweise muss ich sagen, mein Sohn ist Einzelkind, also gibt es keinen Futterneid, keine Rivalität, wo Kinder dann naschen, obwohl sie es vielleicht gar nicht möchten, nur um schneller zu sein oder um anderen „nichts zu gönnen“. Das macht es natürlich leichter – zu Hause – und anderswo ist mein Sohn dann immer der letzte, der zugreift. Wenn er Glück hat, ist noch etwas da.
      Mit jetzt 5 Jahren hat er manchmal nachmittags die Anwandlung, aus Langweile zu naschen. Das ist dann aber schon mittags absehbar, wenn wieder mal nicht „das Richtige“ auf den Tisch kam, und er keinen großen Hunger hatte.. ich denke, das darf auch sein. Es hält sich ohnehin sehr in Grenzen.
      Liebe Grüße
      Eva

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