Wenn du auf der Suche nach ganz konkreten Tipps, Strategien und Handlungsvorschlägen bist, werden dich am ehesten die Plätze 6, 7 und 9 ansprechen.
Bei den Plätzen 1, 3 und 8 geht es vorrangig um Kommunikation in der Familie, alle anderen sind wunderbare Literatur im Sinne von besserem Verständnis fürs Kind und Hintergrundwissen.
Zwei Bücher erwähne ich noch außer Konkurrenz – mein eigenes (Über)Lebenstraining für Eltern* (sorry, konnte ich nicht lassen ;-) und den Comic Baby Blues*. Von diesem Comic liebe vor allem die ersten Bände, weil sie so direkt aus dem Leben gegriffen sind und manchmal Lachen einfach die beste Medizin und Rettung vorm Alltagsfrust ist.
Und schon geht’s los mit
Platz 10 Dein kompetentes Kind*
von Jesper JuulDieses Buch steht gleich stellvertretend für das Werk von Jesper Juul. Ich lese seine Bücher sehr gerne und kann jeden Satz abnicken. ABER das ist auch gleich mein Stolperstein für die Praxis – ich finde seine Bücher toll, um die eigene Haltung zu reflektieren, die eigenen Werte zu überdenken und einfach über Kinder und Erziehung zu reflektieren.
Wenn du auf der Suche nach konkreten Handlungsstrategien für bestimmte Situationen bist, wirst du hier eher nicht fündig werden.
Platz 9 Wut tut gut*
von Jan Uwe RoggeKinder dürfen auch aggressiv sein, das ist die Grundaussage dieses Buches. Und ich denke, das erleichtert viele Mütter, denn ich kenne eigentlich kein Kind, das nicht im Kleinkindalter eine Phase durchmacht, in der es haut, zwickt, kratzt, mit Dingen um sich wirft oder andere schubst
Sehr ausführlich wird auch auf die Dynamik unter Geschwisterkindern eingegangen und erklärt, wie Geschwisterrivalität aussieht und wie man damit umgeht.
Auch dieser Tipp steht quasi für das Gesamtwerk von Dr. Rogge – wenn du mal Gelegenheit hast, ihn live bei einem Vortrag zu sehen, dann lass dir das bitte nicht entgehen. Dr. Rogge bringt das Publikum mehr zum Lachen als so mancher Kabarettist.
Platz 8 Coaching – erfolgreiche Jugend durch zeitgemäße Erziehung*
von Anna SenonerZum Glück hab ich davon ein Rezensionsexemplar bekommen, denn gekauft hätte ich es ob des irreführenden Titels nicht. Ich dachte, da geht es um Pubertät.
Aber nein – Anna Senoner legt klassische Coachingtechniken auf erzieherische Situationen um, auch schon auf die mit Kleinkindern. Wunderbare Strategien, wie du dein Kind in kritischen Alltagssituationen begleitest zu seinen eigenen Lösungen.
Platz 7 Eltern-Trickkiste*
von Ute GlaserRein von der Philosophie gefällt mir die Idee unseren Kindern mit Tricks zu begegnen (und dahin zu steuern, wo wir sie haben wollen!) eigentlich gar nicht.
Andererseits kenne ich die Praxis …
In diesem Buch werden die unterschiedlichsten Situationen durchbesprochen – Stress beim Essen, beim Schlafen gehen, beim Anziehen. Und viele der Ideen sind echt praxistauglich, Insgesamt eher ein „Nachschlagewerk“ als dass man es in einem Zug durchliest.
Platz 6 Ein Löffelchen voll Zucker*
von Sabine BohlmannDieses Buch schließt ein wenig an Platz 7 an – was ich daran so schätze ist, dass die Autorin keine Pädagogin, sondern Schauspielerin ist.
Deshalb findest du hier keinerlei pädagogische Theorie, dagegen ganz viele kreative Ideen wie den Tschu-Tschu-Zug zum Ins-Badezimmer-fahren oder das Sockenmonster. Dazu kommen noch Vorschläge zum Durchführen von Motto-Party oder zur Gestaltung von langen Winternachmittagen.
Beim Theaterspielen mit verschiedenen Stimmen aber musste ich passen ;-)
Platz 5 Kleine Gefühlskunde für Eltern*
von Vivian DittmarStarke Gefühle von Kindern sind für Eltern oft schwer aushaltbar – man steht dem wütenden Kleinkind gegenüber und fühlt sich völlig hilflos. Man möchte mit dem herzzerreißend weinenden Baby am liebsten mitweinen.
Vivian Dittmar erklärt in diesem Buch sehr schön, woher Gefühle kommen, wozu sie gut sind und auch was Kinder dadurch lernen.
Für die Eltern gibt es eine ordentliche Portion an Selbstreflexion, denn wer mit den eigenen Gefühlen gut klarkommt, kann auch seinen Kindern bei starken Emotionen besser zur Seite stehen.
Platz 4 Babyjahre*
von Remo LargoDieses Buch empfehle ich immer gerne sobald von Eltern die Frage auftaucht „Ist es normal, dass mein Kind mit x Monaten noch immer (nicht) …. tut“.
Remo Largo räumt wunderschön mit den klassischen „Was ein Kind wann kann“-Listen auf und zeigt wie breit die Bandbreite von „normal“ ist. Und damit schafft er ganz viel Entspannung. Denn natürlich haben alle Eltern schon mal gehört, dass man sein Kind nicht anderen vergleichen soll, aber ganz ehrlich, wer schafft das schon lückenlos?
Platz 3 Ich will verstehen, was du wirklich brauchst*
von Gundi GaschlerGewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg – im Kontext Familienleben.
Es erinnert in seinen Inhalten ganz stark an meine Nummer 1 in dieser Liste (Rosenberg und Gordon sind beides Schüler von Carl Rogers, daher wohl die starken Überschneidungen!), ist aber etwas moderner geschrieben.
Platz 2 Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt*
von Herbert Renz-PolsterNach diesem Buch wirst du dein Kind in allen seinen Verhaltensweisen besser verstehen. Renz-Polster dreht den klassischen Standpunkt „wie machen wir unsere Kinder richtig“ komplett um und schaut sich an, warum zum Beispiel Trotzanfälle über Jahrtausende das Überleben von Kindern gesichert haben. Aus Sicht der Evolution macht es auch 100%ig Sinn, dass Babys nicht alleine schlafen wollen.
Konkrete Ratschläge an Eltern spart er aus, er überlässt es den Eltern weitgehend aus den aus dem Buch gewonnenen Erkenntnisse selber zu ziehen.
Achtung, es ist ein ziemlich dicker Wälzer mit gut 500 Seiten. Man kann es aber gut kapitelweise lesen, also immer grade das hernehmen, das einem am stärksten betrifft.
Platz 1 Die Familienkonferenz*
von Thomas GordonZufällig – wobei ich nicht an Zufälle glaube! – fiel mir dieses Buch während meiner ersten Schwangerschaft in die Hände. Damals als ich beruflich noch gar nix mit Kindern oder gar Erziehung im Sinn hatte.
Und bis heute, viele Kubikmeter pädagogischer und psychologischer Werke später, ist es für mich DAS Standardwerk, dessen Aussagen mir das Leben in der Familie erleichtern. Eben weil es kein Ratgeber ist, sondern Eltern Werkzeuge an die Hand gibt, um sich selber besser zu verstehen und das dann an die Kinder zu kommunizieren. Ja, genau das gefällt mir so gut, dass Thomas Gordon bei den Eltern ansetzt. Dass die an sich zu arbeiten haben, bevor sie anfangen, an den Schrauben der Kinder drehen zu wollen.
Der Titel Familienkonferenz ist übrigens grottenschlecht übersetzt. Das klingt für mich nach „Am Sonntag setzen sich alle an den Tisch und der Papa sagt, wo es lang geht“. Im Original heißt es „Parent effectiveness Training", das kommt den Inhalt wesentlich näher und auch dem Ergebnis, wenn man die Gordons Werkzeuge im Alltag umsetzt. Eine effizientere und partnerschaftliche Kommunikation in der Familie.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern und Lesen. Hast du noch weitere Leseempfehlungen für Eltern? Dann poste sie gleich in den Kommentaren!