Väterkarenz – Licht und Schatten für Papas zu Hause

Wieder mal kommt hier ein Papa zu Wort - danke an Bernhard für dein Conclusio über die Vor- und Nachteile von Väterkarenz!

Bernhard - Papa zu Hause

Bernhard von www.papazuhause.at
Seit einem Jahr wohne ich mit meiner kleinen Familie in Linz. Nach 9 Monaten Väterkarenz habe ich mich als freier Webtexter selbständig gemacht und bin damit weiterhin zu Hause bei meiner Familie. Meinen Papablog betreibe ich seit August 2017. Es geht dort vor allem um Väterkarenz, das Leben als Papa und einige eher Papablog-untypische Themen wie Stillen, BLW und Tragen.

"Seit über einem Jahr bin ich zu Hause bei meiner Familie. Keine Sekunde möchte ich davon missen. Möglich gemacht hat das die Väterkarenz. Daher ist es mir ein besonderes Anliegen, diese Sache so gut es geht zu unterstützen. In meinem Fall funktioniert das mit Texten am besten.

Gleich vorweg: Zu einem gewissen Teil habe ich „leicht reden“. Zum einen ist meine Verlobte als selbständige Fotografin ebenfalls zu Hause. Zum anderen, hatte ich nie vor, nach der Karenz wieder in meinen Job zurückzukehren.

Dennoch möchte ich meine Begeisterung für die Väterkarenz nach draußen tragen und hoffentlich weitere Väter davon überzeugen, den Schritt zu wagen. Es lohnt sich!

Wie so oft gibt es rund um das Thema Väterkarenz einige Vor- und Nachteile. Um diese soll es in meinem Beitrag gehen. Die beiden Seiten zu vergleichen, ist keine einfache Angelegenheit. Viel mehr muss jeder für sich selbst wissen, wo seine Prioritäten liegen. Bei den Vorteilen reden wir über Erlebnisse, Momente, Erfahrungen und Gefühle, die wir monetär kaum bemessen können.

Auf der anderen Seite drohen vor allem finanzielle Nachteile und beeinträchtigte Karrierechancen bis zum möglichen Jobverlust. Es handelt sich also um sehr handfeste Befürchtungen.

Die schönen Seiten der Väterkarenz

Fangen wir mit den schönen Seiten, den Vorteilen an. Der alles überstrahlende Aspekt ist die vielfach gesteigerte Zeit bei der Familie. Papa muss nicht mehr früh morgens weg ins Büro und irgendwann am Abend wieder zurückkommen. Je nach Tagesprogramm bleibt meistens viel Zeit zum Frühstücken oder um gemütlich beim Spielen oder bei einem kurzen Spaziergang richtig wach zu werden.

So vieles haben wir erlebt und das meiste davon hätte ich verpasst oder nur auf Handy-Videos mitverfolgen können. In unserem Fall war die Entscheidung, den Fokus klar auf das Familienleben zu legen, schnell getroffen und bis heute haben wir sie nicht bereut.

Ohne diesem Entschluss hätten wir niemals so viel Zeit miteinander gehabt und ich hätte nicht jeden Entwicklungsschritt unseres Sohnes selbst miterleben können.

Enge Vater-Sohn-Bindung und raus aus dem Büroalltag

Die ganzen gemeinsamen Erlebnisse, die viele Zeit zusammen und die damit wesentlich größere Erfahrung mit unserem Sohn hat einen ganz besonderen Effekt zur Folge – unsere enge Bindung. Es fühlt sich an, als würden wir uns schon jahrelang kennen. Wobei, immerhin kennen wir uns ja tatsächlich schon sein ganzes Leben. Erst neulich gab es dafür eine wunderbare Bestätigung, als die Kinderärztin mitten im Termin gefragt hat, ob ich denn viel Zeit mit unserem Sohn verbringe.

Anscheinend wirke ich sehr geübt und souverän im Umgang mit ihm. Auch wenn Eigenlob ein Stück weit stinkt, kann ich ihre Beobachtung durchaus bestätigen.

Als weiteren positiven Aspekt sehe ich die wertvolle Abwechslung vom Arbeitsalltag. In Zeiten unzähliger Burnouts, unendlichen Überstunden und ständigem Stress wird es einigen nicht schaden, vorübergehend raus zu kommen aus dem ganzen Trubel im Job. Zwei Wochen Urlaub sind oft schon das höchste der Gefühle.

Wenn aus den zwei Wochen allerdings zwei oder sogar noch mehr Monate werden, fallen für längere Zeit die eher knappen Grenzen eines klassischen Urlaubs weg. Das Daheim-Sein wird zum Alltag, es wird normal. In unserem Fall hat sich das unglaublich schön angefühlt. Keine Gedanken an das drohende Ende des Urlaubs, einfach zu Hause sein.

{loadmodule mod_blank250,3 erprobte Alternativen zum NEIN-Sagen}

Ängste, Befürchtungen und Bedrohungen – die Nachteile der Väterkarenz

So schön immaterielle Dinge wie Zeit mit der Familie, eine engere Bindung und Abwechslung vom Leben im Beruf sein können, so schwerwiegend können auch die Nachteile sein. Vor allem finanzielle Sorgen lassen viele Familien Gedanken an eine Väterkarenz gleich wieder verwerfen. Die finanziellen Einbußen gelten als der Hauptgrund, warum nur wenige Väter zu Hause bleiben.

Für viele wäre es einfach unlogisch, freiwillig auf das größere Gehalt in der Familie zu verzichten. Bei anderen würde es sich hinten und vorne nicht mehr ausgehen. Daher kann ich es gut verstehen, dass es aktuell für viele schlicht und ergreifend nicht möglich ist, als Vater in Karenz zu gehen. Wenn es allerdings möglich ist, sollte man sich überlegen, ob man gewisse Einbußen für die genannten Vorteile nicht doch in Kauf nehmen kann.

In unserem Fall waren die Einbußen durch das einkommensbezogene Kinderbetreuungsgeld in Kombination mit den wegfallenden Fahrtkosten (täglich 50km) durchaus überschaubar. Die Ausgabenstruktur ändert sich mit Baby teilweise zusätzlich. Freizeitaktivitäten wie Kino- oder Restaurantbesuche reduzieren sich zumindest in den ersten Monaten üblicherweise auf ein Minimum, wenn nicht sogar auf Null.

Dafür kommen natürlich andere Kosten rund ums Baby dazu. Diese lassen sich allerdings zum Beispiel durch die Verwendung von Stoffwindeln, oder indem das Kind hauptsächlich gestillt wird, durchaus verringern.

Die Väterkarenz als Karriereknick?

Finanzielle Spätfolgen durch einen Knick in der Karriereleiter sind ein weiteres Problem. Viele fürchten um ihre Aufstiegschancen, das Ansehen beim Chef oder im schlimmsten Fall überhaupt um ihren Job, sobald kein Kündigungsschutz mehr besteht. Diesen Punkt kann ich natürlich ebenfalls gut verstehen, je nachdem wie die eigenen Prioritäten gesetzt sind.

Dennoch bin ich überzeugt, dass es viele Arbeitgeber gibt, die Karenzväter wunderbar unterstützen und ihnen keine Steine in den Weg legen. Weder in Richtung Väterkarenz, noch zurück ins Berufsleben nach der Zeit zu Hause. Ich persönlich würde einen Job ohnehin hinterfragen, wenn ich beim Gedanken an eine Väterkarenz tatsächlich mit den genannten Problemen konfrontiert wäre. Dafür bin ich vermutlich zu wenig der klassische Karrieretyp, der unbedingt die Karriereleiter hinauf klettern möchte.

Angst davor, nicht alleine mit dem Kind zurechtzukommen

Zu guter (oder eher schlechter) Letzt komme ich noch zu einer Sorge abseits der beruflichen und finanziellen Themen. Viele Väter haben Angst davor, im Alltag mit dem Kind nicht alleine zurecht zu kommen. Dieses Thema betrifft mich nur teilweise, da wir in der Regel zu dritt zu Hause sind.

Dennoch bin ich sehr oft alleine mit unserem Sohn unterwegs oder daheim, wenn bei Mama ein Fotoshooting ansteht. Natürlich war auch hier die Panik am Anfang groß. Mittlerweile erinnere ich mich gerne an meinen allerersten Karenztag. Genau an dem Tag hatte meine Verlobte einen Termin.

Zum ersten Mal überhaupt war ich zwei Stunden alleine mit unserem gerade mal drei Monate alten Zwerg. Vollgestillt, wohlgemerkt. Was soll ich nur tun, wenn er zu weinen beginnt? Was, wenn er damit nicht mehr aufhört? Wie soll ich das nur hinbekommen? Im Endeffekt lief alles wunderbar.

Unser Sohn hat ohnehin die meiste Zeit geschlafen. Wie schon bei den Vorteilen erwähnt, konnte ich mit der Zeit immer mehr Erfahrung und damit Gelassenheit sammeln. Mittlerweile sind selbst mehrstündige Vater-Sohn-Ausflüge keine große Sache mehr.

Väterkarenz - eine Frage der persönlichen Prioritäten

Neben den genannten Vor- und Nachteilen werden viele Familien noch weitere, individuelle Punkte finden. Aus meiner Sicht bleibt es vor allem eine Frage der persönlichen Prioritäten und Möglichkeiten. Es wäre sinnlos, „Väterkarenz für alle!“ zu fordern. Nicht jeder kann und nicht jeder will die Väterkarenz in Anspruch nehmen. Doch wenn ich es schaffen kann, ein paar Väter, die können und wollen, sich aber bisher nicht trauen, zu diesem Schritt zu bewegen, bin ich mehr als glücklich! Es lohnt sich definitiv. Diese Momente und Erlebnisse kann man nicht einfach irgendwann später nachholen."

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