Warum du als Mama nicht perfekt sein musst
Fühlst du dich auch manchmal vom oft medial transportierten Bild der Super-Mama belastet und überfordert?
Die Mama, die mit Leichtigkeit (und ein wenig Organisation)
- Immer liebevoll und gelassen für ihre Kinder da ist, die natürlich ausgesprochen wohlerzogen sind
- Deren Haushalt stets perfekt und sauber ist
- auch unvorbereitet eine wunderbare Gastgeberin ist
- Bei der immer nur Frischgekochtes auf den Tisch kommt – selbstverständlich in Bio-Qualität
- Nebenbei einen internationalen Konzern führt
- Und natürlich immer wie aus dem Ei gepellt aussieht
Heute weiß ich das, das vollkommen unrealistisch ist.
Und ich bewundere den Mut, der Babymama auf dem Foto eine weiße Bluse zu tragen. Das war eins der ersten Dinge, die ich gelernt habe: Als Mama trägst du mal für lange Zeit keine saubere Bluse mehr ...
Aber als Nicht-Mama habe ich dieses Bild und dahinter gelagerten Erwartungen noch gar nicht weiter in Frage gestellt, es hat mich ja auch nicht betroffen.
Bei Baby 1 ist es mir dann aber nach und nach sehr bewusst geworden, wie viel ich davon unbewusst aufgenommen hatte. Und die Idee, diesen Erwartungen entsprechen zu können, hat umgehend eine Menge Stress verursacht.
Petra von kleinwirdgross.de hat zu einer Blogparade rund um Strategien, die zu mehr mütterlicher Ruhe und Zufriedenheit führen, aufgerufen und da nehme ich gerne mit diesem Artikel teil, weil ich das Thema sehr wichtig finde.
Ich denke nämlich, dass eine Menge Mama-Stress von solchen von außen aufoktroyierten Erwartungen kommt und wir uns das Leben sehr erleichtern können, wenn wir diese überdenken und so manches bewusst ablegen:
Marshall Rosenberg (Gewaltfreie Kommunikation) bringt es mit diesem Zitat sehr schön auf den Punkt:
„Meine Definition von Hölle ist es, Kinder zu haben und zu denken, dass es so etwas wie perfekte Eltern gibt. Denn dann wird man die meiste Zeit frustriert sein, weil es ein harter Job ist, Eltern zu sein. Es ist ein wichtiger Job und wir werden immer wieder Dinge tun, die wir lieber nicht getan hätten!“
Deshalb hier ganz klar:
Aber dazu musst du erst mal herausfinden, was genau deine eigene Erwartung ist – und das ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Das ist ein langer Prozess und die Erwartung mag sich auch im Laufe der Zeit verändern. Von einer Erwartung rate ich dir im Rosenberg’schen Sinn also dringend ab:
Erwarte nicht von dir, dass du eine dauergelassene Mama sein kannst
Meine Kinder haben das jedes Mal sehr schnell erkannt, wenn es unter meiner Oberfläche schon „geknistert und gebrodelt“ hat, weil ich wegen irgendetwas unrund war, ich aber nach außen noch einen auf „gelassen“ gemacht habe.
Und was tun die lieben Kleinen dann?
Sie legen den Finger direkt in die Wunde!
Sie wollen nämlich eine authentische Mama – und keine, die zwar „Ja, es ist eh okay“ sagt, aber der gleichzeitig schon die Wut aus den Ohren raucht ;-)
Das geht dann oft so weit, dass man als Mama explodiert und Dinge tut oder sagt, die man eigentlich nie und nimmer tun oder sagen wollte.
Daran sind aber nie die Kinder schuld!
Es liegt an uns rechtzeitig und sozial angemessen zu deponieren, dass wir gerade sauer, erschöpft, genervt, aber jedenfalls keineswegs gelassen sind. Und es ist an uns, wenn die Explosion mal passiert ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen und zu sagen „Sorry, das war jetzt nicht ok von mir!“
In diesem Sinne brauchen Kinder gar keine perfekten Eltern. Von wem sonst sollten sie lernen, einen Fehler wieder gut zu machen, sich in Einsicht zu üben oder sich zu entschuldigen.
Aber jetzt zurück zu deinen Erwartungen – was hilft dir deine eigenen Erwartungen herauszufinden.
Am Anfang schon das Ende sehen
Diese Strategie ist aus einem Managementratgeber (7 Wege zur Effektivität von Stephen Covey*) – dabei stellst du dir dein Kind/deine Familie in 20 Jahren vor und fragst dich:
- Was möchtest du, dass dein Kind auf lange Sicht von dir gelernt hat?
- Welche Werte möchtest du vermittelt haben?
Und dann kannst du deine momentanen Erwartungen und dein Verhalten darauf angleichen. Du wirst sehen, dass kann sehr entlastend sein.
Dann wird das jetzige Kleinkind das auch schon mal üben müssen und wo und mit wem sonst als mit dir? Somit kannst du in den Diskussionen mit deinem Kind aber nicht mehr nur die nervige Komponente sehen, sondern auch die „Vorbereitung“ auf die Zukunft.
Möchtest du, dass dein Kind mal Freude am Kochen mit frischen Lebensmitteln hat und beim Essen Genuss im Vordergrund steht?
Dann muss vielleicht nicht dem Dreijährigen jede einzelne Erbse aufgedrängt werden – du kannst mehr auf deine langfristige Vorstellung und deine Wirkung als Vorbild vertrauen …
Wie du deinen Weg in der Erziehung deiner Kinder findest – in 8 Schritten erklärt Petra in diesem Gastartikel, beim Reflektieren des eigenen Erziehungsstils kann dir auch der Eltern-Test „Wie erziehst du?“ hilfreich sein.
Oder nimm einmal ein Erziehungscoaching in Anspruch. Das heißt nämlich nicht, dass du als Mama versagt hättest. Ganz im Gegenteil, dabei setzt du dich aktiv mit deinen Erwartungshaltungen auseinander. Die eigene Klarheit kommt dir dann wiederum im Alltag mit deinem Kind zugute – du erinnerst dich, Kinder wollen ihre Mamas authentisch!
Also trau dich ruhig unperfekt und manchmal nicht gelassen zu sein, aber dafür menschlich!
Wie geht es dir mit deinen Erwartungen an dich selbst als Mama? Hast du auch schon mal bemerkt, dass du versuchst eine Erwartung zu erfüllen, die gar nicht deine eigene ist? Was ist deine ganz ureigene Erwartung an dich selbst – und ist sie realistisch erfüllbar?
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