Mut zum NEIN
Nein-Sagen und Grenzen setzen gehört zweifellos zu den unangenehmen Seiten des Eltern-Daseins!
Dazu gehört, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren - und es erfordert Klarheit und Standfestigkeit. Eine gute Übung ist es, einmal zu überlegen:
- Was ist mir/uns wichtig?
- Welche Werte wollen wir unserem Kind vermitteln?
Oft liest und hört man den Ratschlag, so wenig Grenzen und Regeln wie möglich zu setzen bzw. aufzustellen – das ist bestimmt theoretisch richtig! Bedenkt man jedoch, wie viele Regeln und Grenzen schon bei einer einzigen Mahlzeit einzuhalten sind – beim Tisch sitzen, ruhig sitzen, mit Besteck essen, warten, bis alle fertig sind, Pommes nur ins Ketchup, nicht aber in Saft oder Nase stecken, … - merkt man schnell, wie schwierig dieser Rat umzusetzen ist.
Viele Mütter und Väter haben Angst, die Liebe ihres Kindes zu verlieren, wenn sie ihm Wünsche verwehren. Doch gerade bei materiellen Wünschen verkraften Kinder ein berechtigtes NEIN gut. Jenseits des Babyalters ist es eine wesentliche Lernerfahrung, dass nicht jedes Bedürfnis sofort und auf der Stelle erfüllt werden kann und dass auch auf die Bedürfnisse der Mitmenschen Rücksicht genommen wird. Mehr Gedanken ums Verwöhnen findest Du auch in meinem Artikel Müssen Wünsche wirklich in Bestzeit erfüllt werden?
Wichtig ist, dass Grenzen und Regeln eingebettet sind in ein liebevolles Miteinander und in verantwortliches Handeln, dass Eltern Werte nicht nur einfordern, sondern auch vorleben. Nicht ok ist es, eigene Ausraster oder willkürliche Machtdemonstrationen mit „Kinder brauchen eben Grenzen“ zu rechtfertigen!
Kinder erkennen, ob das NEIN der Eltern ernst gemeint ist oder ob sie es „gefahrlos“ überhören können. Wenn zum Beispiel das NEIN in eine Frage oder Bitte verwandelt wird: „Glaubst Du nicht auch, dass du schon genug Süßes gegessen hast?“ Nur wenige Kinder werden antworten: „Da hast Du recht, Mama!“ Sinnvoller wäre hier ein bestimmtes:“Ich finde, das waren genug Süßigkeiten für heute – ich möchte, dass du nun aufhörst zu naschen!“
Hilfreich ist es, vor einem NEIN einmal durchzuatmen und sich folgende Fragen zu stellen:
· Ist das NEIN jetzt wirklich notwendig?
· Besteht die Gefahr, dass jemand verletzt wird?
· Besteht die Gefahr, dass etwas irreparabel beschädigt wird?
· Habe ich die Kraft und Zeit, das NEIN auch durchzusetzen?
Denn dass sich ein NEIN unter Einsatz eines Trotz- oder Wutanfalls in ein JA verwandeln lässt, lernen Kinder recht schnell. Warum es übrigens sehr wichtig ist, dass Kinder ihre Grenzen immer wieder austesten, kannst Du im Beitrag „Das hab ich doch schon 1000 Mal gesagt…“ nachlesen.
3 Alternativen zum Nein-Sagen
Einfache Formulierungen - für mehr positive Kommunikation in der Familie
Das Beikost ABC
Alle Antworten auf die FAQ zu Babys Beikost - von A wie Anfangen bis Z wie Zucker
Grenzen setzen
7 klassische Elternfallen beim Grenzen setzen - und wie du sie vermeidest
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Liebe Vera,
ich denke auch, dass Kindern gewisse Grenzen gesetzt werden sollten. Und dies dann auch immer wieder mit einem klaren Nein kundgetan wird. Doch es macht keinen Sinn, wenn ein Kind heute eine Sache darf und morgen diese dann verboten bekommt. Wie Du schon sagtest, Klarheit und Standhaftigkeit sind das ausschlaggebend.
Liebe Grüße
Birgit
Liebe Birgit,
ich bin noch Neu-Mama. Meine Tochter ist erst 10 Monate alt. Ich habe mich bei deinem Kommentar gefragt, ob das „immer gleiche Grenzen setzen“ nicht an bedürfnisorientiert vorbei geht. Sollte sich das NEIN nicht an die jeweilige Situation anpassen? Mich stört es zum Beispiel meistens nicht, wenn sie Krach macht, Becher auf dem rauen Fliesenboden scharrt bis die Ohren klingeln. Aber an manchen Tagen oder beim Telefonieren oder bei Besuch stört das selbstverständlich dennoch. Anderes Beispiel: wenn sie morgens aufwacht, dann klettert sie auf mir rum. Ich bin meistens noch völlig fertig und denke mir: besser leise klettern als laut sein. Und natürlich gibt es Tage, da kann ich das gar nicht ab und dann gibt es ein NEIN. Ist das dann schon inkonsequent oder bedürfnisorientiert? Muss ein Kind nicht lernen, mit den unterschiedlichen Bedürfnissen umzugehen? Anstatt zu lernen „ich muss immer leise sein“?
Natürlich sind wir mit 10 Monaten noch einige Wochen vom richtigen Erziehen entfernt. Deswegen die Frage an schon erziehende Mamas.
Viele Grüße Bea
Liebe Bea – ich denke, es gibt beides, eben situationsangepasst. Angurten im Auto zum Beispiel muss immer sein, da geht es um Leib um Leben – bei vielem anderen lässt sich diskutieren. Zum Unterscheiden von Situationen, wo das Nein konsequent sein muss und wo man flexibel sein kann, helfen die vier Fragen vom Ende des Artikels. Liebe Grüße,
Vera