5 Tipps wie ein Gespräch zwischen dir und der Erzieherin deines Kindes gelingt
Du hast dein Kind zu Hause umsorgt, hast dein Allerbestes gegeben und dein Kind wuchs so auf, wie du es für richtig gehalten hast. Irgendwann jedoch kam der Zeitpunkt der Kita-Eingewöhnung.
Plötzlich teilst du die Erziehung deines Kindes mit mindestens einer dir fremden Person – meistens mehreren. Ob diese Person einen ähnlichen Erziehungsstil wie du hat, weißt du noch nicht.
Deshalb kann es im Laufe der Zeit passieren, dass du nicht über alles begeistert sein wirst, was dir dein Kind erzählt bzw. was du so vom Alltag in der Kita mitbekommst.
Wie aber kommst du mit der Erzieherin deines Kindes ins Gespräch, wenn du etwas an ihrem Erziehungsstil hinterfragen möchtest – ohne dass sie sich gleich auf den Schlips getreten fühlt?
Entweder du suchst nun aktiv das Gespräch mit der Erzieherin, du nutzt die Tür-und-Angel-Gespräche oder du nützt das Entwicklungsgespräch über dein Kind, um Fragen zu stellen und Erklärungen zu erhalten.
Nachdem ich selbst Mutter bin UND jahrelang als Erzieherin und Nanny gearbeitet habe, kenne ich beide Seiten – und habe somit diese Gespräche auch schon aus beiden Perspektiven heraus geführt.
Deshalb schreibe ich dir heute aus meiner „Doppel-Sichtweise“, was du sagen kannst, um wirklich ins Gespräch zu kommen und nicht nur Abwehrhaltung oder eine Verteidigungsrede aus der Erzieherin herauszulocken.
1. Schenke der Erzieherin Anerkennung
Um eine gute Gesprächsgrundlage zu schaffen, finde ich es gut, erst einmal etwas Positives zu erwähnen. Dies zeigt der Erzieherin, dass du ihre Leistungen grundsätzlich zu schätzen weißt. Dir selbst gibt dieser erste Satz eine Einleitung und evtl. etwas Sicherheit, wie du das Gespräch beginnen kannst.
Beispiel:
„Meine Tochter hat mir gestern Nachmittag freudestrahlend von dem Pinguin-Kreispiel erzählt, das Sie im Stuhlkreis gemacht haben. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie mir den Ablauf in allen Einzelheiten erzählt hat.“
Hinweis:
• Eine ganz konkrete Situation eignet sich dabei besser als ein allgemein dahingesagter Satz wie: „Meine Tochter geht so gerne in den Kindergarten“.
• Die Erzieherin wird darauf wahrscheinlich erfreut reagieren und auch etwas dazu sagen. Ein bisschen SmallTalk zu Beginn erleichtert den Einstieg ins Gespräch.
2. Stelle Fragen anstatt Vorwürfe zu machen
Wenn mein Kind mir etwas aus der KiTa erzählt, was mir nicht gefällt und ich das Bedürfnis nach einer Erklärung/einem Gespräch habe, dann gebe ich das als Wahrnehmung wider und stelle dann eine klärende Frage ohne einen Vorwurf.
Beispiel:
„Leider brach meine Tochter am Abend, als wir über den vergangenen Tag gesprochen haben, plötzlich in Tränen aus. Ich konnte sie nur langsam beruhigen. Meine Tochter erzählte mir, dass ein großes Kind ganz lange mit ihr geschimpft hätte und sie gar nicht wusste warum. Können Sie mir sagen, was genau passiert ist?
Hinweis:
Im zweiten Schritt ist es sehr wichtig Interpretationen („keiner half ihr“ ) und Anschuldigungen („warum haben Sie das andere Kind nicht zur Rede gestellt“) zu vermeiden. Dies würde einen konstruktiven Verlauf des Gesprächs höchstwahrscheinlich unterbinden und mit einer „Verteidigungsrede“ seitens der Erzieherin enden.
3. Wissen um die Ausbildung der Erzieherin
Die Ausbildung zur Erzieherin beinhaltet u.a. Wissen über die Kindesentwicklung, Psychologie und Pädagogik und es gibt Praktika, in denen das theoretische Wissen in der Praxis angewandt wird. Meine Ausbildung zur Erzieherin in Bayern hat 5 Jahre gedauert. Wenn also eine Erzieherin selbst engagiert ist, dann wird sie ihr Verhalten gegenüber den Kindern regelmäßig hinterfragen und daran arbeiten, Lösungen für evtl. schwierige Situationen zu finden. Wenn du als Mutter dieses Engagement unterstützen willst und einen positiven weiteren Gesprächsverlauf haben willst, dann erkenne ihr Wissen an.
Beispiel:
„Als gelernte Erzieherin hatten Sie bestimmt ihre Gründe, nicht gleich meiner Tochter zur Hilfe zu eilen. Es würde mich beruhigen, wenn Sie mir diese kurz erklären könnten. Dann kann ich besser mit ähnlichen Situationen umgehen.“
Hinweis:
Es sollte wirkliches Interesse an den Hintergründen bestehen und nicht wie ein Vorwurf klingen.
4. Wohl des Kindes
Wenn das Gespräch in eine Richtung driftet, die nicht erstrebenswert ist (z.B. wenn jemand beginnt sich für sein Verhalten zu rechtfertigen), dann ist es eine gute Idee zu einer Gemeinsamkeit zurückzukehren. Was hast du als Mutter und die Erzieherin gemeinsam? Genau, ihr habt beide das Wohl deines Kindes im Blick und deshalb würde ich darauf zurückkommen, wenn Spannungen im Gesprächsverlauf auftreten.
Beispiel:
„Meine Frage sollte kein Vorwurf sein, es tut mir leid, wenn es so bei Ihnen angekommen ist. Mir geht es allein um das Wohl meines Kindes und das es ihm gut geht in Ihrer Einrichtung. Ich weiß, dass auch sie sich um das Wohl meines Kindes sorgen.
Hinweis:
Ruhig und langsam gesprochen (mit Aufrichtigkeit) kann das die Spannungen aus einem Gespräch herausnehmen.
5. Blick in die Zukunft
Zum Abschluss des Gesprächs empfehle ich dir, gemeinsam mit der Erzieherin über das weitere Vorgehen zu sprechen:
• Was du tun kannst, um dein Kind zu Haus zu unterstützen,
• was du dir von der Erzieherin wünschst,
• Interesse zeigen, was die Erzieherin im Kindergarten zu tun plant.
Beispiele:
• „Was empfehlen Sie mir? Soll ich heute Nachmittag mit meiner Tochter nochmal darüber sprechen oder machen Sie das zusammen mit dem anderen Kind im Kindergarten?“
• „Wie reagieren Sie auf Kinder, die ihnen weinend von einem Vorfall erzählen? Vielleicht kann ich das so bei meiner Tochter auch machen.“
• „Ich wünsche mir, dass, wenn es wieder einmal eine ähnliche Situation gibt, Sie mir beim Abholen kurz darüber Bescheid sagen, damit ich besser auf meine Tochter eingehen kann.“
Hinweis:
Es wäre super, wenn dieser Blick in die Zukunft in wirklich positiver Atmosphäre gemeistert wird und beide dadurch mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch herausgehen. Das ist eine exzellente Grundlage für ein evtl. nächstes Gespräch!
Fazit:
Jetzt kennst du die 5 Schritte, um ein erfolgreiches Gespräch mit der Erzieherin bzw. Lehrerin deines Kindes zu führen:
• Anerkennung schenken
• Fragen ohne Vorwurf stellen
• Das Wissen der Erzieherin anerkennen
• Die Gemeinsamkeit „Wohl des Kindes“ im Blick behalten
• In positiver Atmosphäre darüber reden, wie der weitere Verlauf aussehen soll.
Ich würde dir empfehlen, dir vorher ein paar Sätze zu den jeweiligen Schritten zu notieren, damit du das sagen kannst, was dir auf dem Herzen brennt und trotzdem flexibel reagieren kannst, wenn das Gespräch in eine andere Richtung gehen sollte.
Über die Autorin:
Petra Straßmeir ist Erzieherin, Nanny und zweifache Mutter. Sie hilft Eltern dabei, den Alltag mit Kind zu entspannen und zu erleichtern, sodass diese ihr Eltern-Sein und die Zeit mit ihrem Kind wieder richtig genießen können. Sie schreibt zu diesem Thema auf KLEIN WIRD GROSS, gibt Elternkurse und hat ein Buch über die wertschätzende Begleitung des Kindes in der Trotzphase* geschrieben.
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Tolle Tipps! Funktionieren bestimmt auch bei Gesprächen mit Lehrern in der Schule.:-)