Vera liest Marie Kondo – wie Ausmisten bei der Erziehung behilflich sein kann
Mich hat Marie Kondo interessiert, weil sie und ihre Methode in den letzten Jahren so gehypt wurden. Es ging mir in erster Linie darum, mal zu schauen, was dahintersteckt und nicht darum, dass ich dringend ausmisten müsste und nicht weiß wie (wir haben eine relativ kleine Wohnung, was den Vorteil hat, dass wir gar nicht allzu viel anhäufen können!) und deshalb habe ich rund um Weihnachen Magic Cleaning* gelesen.
Ich gebe zu, dass in meinem Kopf auch das eine oder andere Vorurteil gegenüber der gefühlt allgegenwärtigen Konmari-Methode war. Aber wenn man sich seiner Vorurteile bewusst ist, kann man sie auch überprüfen …
Die KonMari-Methode - mein Eindruck vom Buch
Ok, das Büchlein hat sich als recht dünn herausgestellt und es wiederholt sich relativ viel – es könnte also noch dünner sein (ausgemistet werden – haha!). Manches kam mir etwas befremdlich vor, anderes aber sehr gut brauchbar - lies hier mehr darüber, was ich ausprobiert habe!
Was mir an Marie Kondo fremd ist:
- Das animistische Weltbild – Marie beschreibt, wie sich den Wohnungen vorstellt, in denen sie mit ihren Bewohnern aufräumen wird. Nachlesen auf Wikipedia ergab, dass es im japanischen Shintoismus aber Teil des Glaubens ist, dass auch Dinge beseelt sind. Trotzdem das bleibt mir etwas fremd!
- ihr Minimum an Büchern – Marie beschreibt, dass alle ihre Bücher nur ein kleines Fach in ihrem Schuhschrank belegen, das wäre absolut nicht meins …
Was mir an der Methode gut gefällt:
Es geht nicht um die ultimative Schönheit der Wohnung
Ziel ist nicht in einer Kulisse für ein Shooting von „Schöner Wohnen“ zu leben, sondern zu entscheiden, was ist mir wichtig und was habe ich nur im allgemeinen Konsumwahn angeschafft, weil uns die allgegenwärtige Werbung ja fast rund um die Uhr einer Art „Gehirnwäsche“ unterzieht. Weil ich neugierig war, habe ich mir auch zwei der Kondo-Folgen auf Netflix angeschaut. Ich hatte erwartet, dass „fürs Fernsehen“ mithilfe der Expertin ausgemistet wird und dann auch gleich ein Innenarchitektenteam die Wohnung verschönt.
Gar nicht, die Personen und Familien erhalten von Kondo nur die Struktur des Ausmistens und einen Zeitplan und der Rest wird alleine durchgeführt. Ich fand es durchaus spannend, welche psychischen Prozesse da auch beschrieben wurden! Fast rührend: das Ehepaar, das sich nach dem Auszug der Kinder nur noch wenig zu sagen hat und dann das Aufräumen als gemeinsames Ziel entdeckt ...
Die Dinge, die dableiben, werden geschätzt, gebraucht und gepflegt
„Does it spark joy?“ – auch so ein Stehsatz aus der Methode, aber sicher sinnvoll. Vielleicht auch in Abwandlungen „Ist das wirklich etwas, das ich auch in den nächsten Jahren in meinem Leben haben will?“
Wenn ich weniger besitze, ist mir mein Besitz gleich viel wertvoller und ich bin dankbarer für das, was da ist. Ein sehr wertschätzender Zugang, der ja letztendlich auch sehr nachhaltig ist – etwas, das in Zukunft immer wichtiger sein wird. So lernen wir das beim Tun gemeinsam mit unseren Kids und sind gleich ein gutes elterliches Vorbild.
Was ist der Zweck eines Dings?
Mir fällt beim Ausmisten der Umgang mit Geschenken sehr schwer. Nicht jedes macht jahrelang Freude, manches offen gesagt nicht einmal kurzfristig – trotzdem ist schon beim Versuch ans Entsorgen, Verkaufen oder Weiterschenken überhaupt nur zu denken das schlechte Gewissen sofort hellwach.
Hier kommt Maries Tipp des Verabschiedens der Dinge ins Spiel. Die Empfehlung lautet, sich bei jedem Ding, das wegkommt, zu bedanken für das, was es Gutes in unser Leben gebracht hat oder für seinen Zweck, den es erfüllt hat.
So war vielleicht der Zweck des Geschenks nur der Augenblick der Überraschung bei der Übergabe! Auf keinen Fall kann der Schenkende wollen, dass wir jahrelang bei jedem Anblick des Geschenks ein schlechtes Gefühl haben.
Die Hose, die wir ungetragen weggeben, hat vielleicht ihren Zweck damit erfüllt, dass wir lernen, nie wieder eine zu enge Hose mit Hinblick auf die nächste Diät kaufen …
Auf gut österreichisch: Frag dich selbst im Namen des Dings „Wo wor mei Leistung?“
Ausmisten, Variante 1 - wie Marie Kondo das Ausmisten und Aufräumen angeht
Phase eins ist das Ausmisten nach Kategorien –Kleidung, Bücher, Papierkram, Krimskrams, Erinnerungsstücke, etc.
Dazu werden zum Beispiel alle Kleidungsstücke aus allen Räumen und Kästen auf einen Berg versammelt, um sich mit der Gesamtheit des Besitzes zu konfrontieren. Ich denke, das kann sehr heilsam und erhellend sein, vielleicht sogar etwas schockierend!
Nach dem Aussortieren bekommen alle verbliebenen Stücke einen festen Platz zugewiesen. Das finde ich sehr sinnvoll: viel Unordnung entsteht, dass man mit einem Ding nicht so recht weiß wohin und dann wird es mal „zwischendurch“ auf eine freie Fläche gelegt. In gar nicht allzu langer Zeit sind dann alle freien Flächen als Zwischenlager benutzt.
Dieses Konzept des fixen Platzes findest du auch in den meisten Kindergärten. Wenn jedes Spielzeug einen festen Platz hat, ist das Aufräumen wenig problematisch, was vielleicht auch erklärt, dass die Kids im Kindergarten wunderbar ordentlich ist und zu Hause deutlich weniger.
Natürlich gibt es in der Konmari-Methode dann noch viele Unterpunkte und Tipps wie zum Beispiel die Kleidung noch einer ausgeklügelten Methode zu falten oder nach Farben zu sortieren.
Probiere letzteres mal testweise mit einem Stapel T-Shirts aus, geht wirklich ganz schnell, hell oben, dunkel unten – ich war erstaunt, wie das die Optik im Schrank geändert und mir gleichzeitig die Erkenntnis gebracht hat, dass ich in den nächsten zwei Jahren wohl eher keine weißen und dunkelblauen T-Shirts kaufen werde …
Wenn dir die Konmari-Methode – wie wahrscheinlich vielen – auf den ersten Blick mal sehr umfangreich und zeitaufwendig vorkommt und dich allein schon der Gedanke an dieses Unterfangen abschreckt, dann habe ich hier noch zwei Idee wie du das Ausmisten etwas „sukzessiver“, aber doch auch erfolgreich angehen kannst.
Ausmisten, Variante 2 - wie ich das Ausmisten und Aufräumen angehe
Die 15-Tage-Ausmist-Challenge
Spielregeln: Am Tag 1 wird ein Ding ausgemistet, an Tag 2 zwei Dinge, an Tag 3 drei Dinge und so weiter – insgesamt sind das bei 15 Tagen 120 Dinge, wir haben uns das zu viert vorgenommen. So sollten insgesamt 480 Dinge aus unserer Wohnung verschwinden!
Wichtig sind bei einer solchen gemeinsamen Aktion ein paar Spielregeln:
- Nur eigene Sachen ausmisten – eh klar, bei fremden ist man wahrscheinlich zurückhaltender …
- Bis 24 Uhr müssen die Sachen weg sein – in eine Ecke stellen, um sie demnächst zum Mistplatz zu bringen, gilt nicht bzw. gilt dann erst an dem Tag, an dem sie tatsächlich weggebracht wurden.
- Ausmisten heißt auch nicht zwingend wegschmeißen – es gelten auch:
- Verwenden – z. B.: eine Probepackung Shampoo, die schon seit Monaten herumliegt (Anmerkung aufgrund einer familieninternen Frage: eine Tafel Schokolade zu essen gilt nicht als ausmisten, auch wenn das de facto das Verschwinden eines Dinges ist ?!)
- Verschenken
- Spenden
- Verkaufen
So habe ich die Challenge in mein Bullet Journal eingetragen – denn dokumentieren hilft ungemein gegen das Vergessen, was man sich eigentlich vorgenommen hat.
Das Ganzjahres-Ausmisten
Das habe ich 2019 mithilfe meines Bullet Journals probiert und es hat sehr gut funktioniert. Jede Woche wird eine Lade, ein Ordner, ein Regalfach, … durchsortiert und ausgemistet.
Damit ist zwar kein schneller Erfolg sichtbar, aber langfristig wird es weniger. Auch hier ist das Dokumentieren des Tuns wichtig, sonst macht sich gerne das Gefühl von „Das bringt doch nichts!“ breit – der Blick auf die Liste überzeugt dich dann vom Gegenteil.
Diese Variante eignet sich gut, wenn dich die große, konzentrierte Aktion eher abschreckt, weil du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst oder dir vor der vielen Arbeit und dem Zeitaufwand grault.
Natürlich kannst du bei alldem deine Kinder miteinbeziehen. Wenn du Zweifel hast, lies weiter in Warum sollten Kinder im Haushalt helfen?
Wie geht es dir mit dem Ausmisten und Aufräumen? Ich freue mich auf deine Tipps in den Kommentaren.
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