Warum Männer NICHT im Haushalt helfen sollten
Ich höre deinen (gedanklichen) Aufschrei beim Lesen dieser Überschrift!
Du denkst wahrscheinlich, dass ich mega-retro bin und am liebsten alle Frauen wieder zurück an den Herd schicken möchte.
Nein, das bin ich nicht und das will ich auch nicht! Ich erkläre dir auch gerne, warum ich keine HILFE will.
Das Wort Hilfe impliziert, dass der Haushalt mir „gehört“
Und genau dagegen verwehre ich mich - es sollte klar sein, dass beide Partner eine aufgeräumte Wohnung haben wollen, saubere Wäsche, Mahlzeiten, …
Und wenn beide das wollen, sollten sich auch beide drum kümmern!
Deshalb will ich keine Hilfe, sondern viel lieber
- Beteiligung
- Partnerschaftliche Aufteilung
- Zusammenarbeit
Tja, aber die Realität sieht anders aus – sicher, die heutige Männergeneration hat aufgeholt gegenüber früher, aber die Hauptlast wird immer noch von Frauen getragen. Google mal „Aufteilung Hausarbeit Statistik“, da kommen ganz interessante Zahlen zum Vorschein.
Ich möchte das, was Männer im Haushalt tun nicht geringschätzen (und schon gar nicht Männer-Bashing betreiben!), manchmal überwiegt aber für mich der Eindruck, dass die Mitarbeit ein bissel zu positiv gesehen wird.
Warum ist es denn so toll, wenn er ab und zu zum Staubsauger greift und sogar weiß, wo die Waschmaschine steht?
Das kann nur dann toll sein, wenn der Standard noch das Gar-nix-Tun unserer Großvätergeneration ist, von „Halbe-Halbe“ (Slogan einer mittlerweile 20 Jahre alten Kampagne der österreichischen Frauenministerin Helga Konrad) sind wir nach wie vor sowohl in Realität als auch im Denken weit entfernt.
Warum ist jemand ein Super-Papa, weil er die Kids einmal die Woche in den Kindergarten bringt?
Warum bleibt die Mama, die die restlichen vier Tage übernimmt, ohne gesellschaftlichen Applaus?
Meine liebe Blogger-Kollegin Lily beschreibt dieses Phänomen auch wunderbar in ihrem Artikel „Mama reißt sich den Arsch auf – oder: im nächsten Leben werde ich ein Mann“
Wie die Aufteilung im Detail aussieht, soll natürlich jeder selber entscheiden.
Wenn für jemanden das traditionelle Modell das am besten im Alltag lebbare ist, wunderbar!
Ich finde es nur wichtig, dass das besprochen wurde und eine gemeinsame Entscheidung getroffen wurde.
Und genau daran fehlt es meiner Einschätzung nach.
In vielen Gesprächen mit meinen Klientinnen erlebe ich es so, dass sich die traditionelle Aufteilung „von hinten“ anschleicht und so nach und nach überhandnimmt.
Im Artikel „Wenn Mama sich trotz Mann alleinerziehend fühlt“ wird das sehr plakativ mit „In Deutschland gehen Männer und Frauen als modernes Paar in den Kreißsaal hinein und kommen als 50er-Jahre-Paar wieder heraus“ beschrieben.
Und viele Frauen stellen dann nach einigen Jahren fest „So hab ich mir das eigentlich nicht vorgestellt“.
Plötzlich ist es aber schwierig aus eingefahrenen Mustern rauszukommen und die Motivation des Gegenübers für eine Änderung ist enden wollend, es wäre ja zu seinem Nachteil.
Was tun also, wenn du an der Aufteilung etwas ändern möchtest?
Mach dir zuerst selbst bewusst, wie viel Zeit du mit Haushalt und Kinderbetreuung verbringst.
Und definiere für dich den Begriff Arbeit neu – Arbeit ist nicht nur das, was als Zeit auch bezahlt wird.
Es ist auch Arbeit, wenn es kein Geld dafür gibt und – Achtung, jetzt kommt ein Hammer 😊 – es ist auch Arbeit, wenn du etwas gerne tust!!!
Letzteres ist nämlich eine ganz beliebte Mama-Falle.
Natürlich lieben wir unsere Kinder und natürlich verbringen wir unsere Zeit super gerne mit ihnen, nichtsdestotrotz ist das mindestens genauso anstrengend (wenn nicht sogar anstrengender!) als dieselbe Zeit im Büro mit Akten und Telefonaten zu verbringen.
Simples Beispiel:
Wäsche in den Keller zum Trockner bringen – klingt einfach, oder!
Müsste in längstens 5 Minuten erledigt sein ….
Dieselbe Aufgabe mit zwei Kleinkindern birgt folgende Stolpersteine bzw. Streitmöglichkeiten (sie wollen ja sicher mitgehen bzw. du musst sie mitnehmen, weil du sie noch nicht in der Wohnung alleine lassen kannst):
Wer darf
- den Lichtschalter im Gang
- die Taste für den Lift
- die Taste im Lift
- den Lichtschalter im Keller
- den Lichtschalter in der Waschküche
- die Taste für den Lift für die Rückfahrt
- die Taste im Lift für die Rückfahrt
drücken?
Plus: wer darf das Flusensieb reinigen, die Wäsche in den Trockner geben und die Münze in den Zähler werfen?
Plötzlich dauert die Aktion eine halbe Stunde und du schmeißt im Anschluss die Nerven weg – also ich wäre da sehr oft lieber im Kostümchen bezahlterweise an meinem Büroschreibtisch gesessen und hätte „gearbeitet“!
So viel zu: „Du bist ja eh den ganzen Tag zu Hause!“
Ja bin ich vielleicht, aber erstaunlicherweise sitze ich nicht die meiste Zeit auf der Couch und bohre in der Nase, weil ich nicht weiß, was ich tun soll!
„Aber das bisschen Haushalt ist ja schnell gemacht!“
Selbst wenn man es schnell und effizient alleine machen kann, rechne mal hoch:
Geschirrspüler ausräumen dauert fünf Minuten. Wenn du das sechs Mal die Woche machst, bist du eine halbe Stunde beschäftigt. Wenn du das in 50 Wochen des Jahres machst, verbringst du 25 Stunden mit Geschirrspüler ausräumen – mehr als einen ganzen Tag im Jahr!
Geh also ruhig mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein in eine solche Diskussion, es geht um eine gerechte Aufteilung, nicht um eine untertänige Bitte um Hilfe.
Und zugegeben, viel Arbeit im Haushalt ist leider unsichtbar, manchmal wissen Männer wirklich nicht, wie viel Zeit dahintersteckt.
Mit dem folgenden Download kannst du das aber ziemlich schnell ändern. Er soll dir eine Hilfe bei der Besprechung der Aufteilung anstehender Aufgaben in Haushalt und Familie sein.
Das Ausfüllen ist im Prinzip ganz einfach – du findest für die verschiedensten Bereiche wie Einkauf/Kochen, Waschen/Bügeln, Putzen und vieles mehr einzelne Aufgaben angeführt und ergänzt in der jeweiligen Spalte, wie viel Zeit pro Woche du bzw. dein Partner damit verbringt.
Dabei kannst noch zwischen drei Varianten wählen:
- Du füllst den Fragebogen nur für dich aus – schon das allein wird dich stärken. Du wirst erstaunt, sein wie viel Zeit in Summe unscheinbaren Tätigkeiten steckt – dein Benefit: nie wieder das Gefühl heute eigentlich gar nichts gemacht zu haben!
- Du füllst den Fragebogen gemeinsam mit deinem Partner aus – so könnt ihr beide gemeinsam den Zeitaufwand für die jeweiligen Tätigkeiten einschätzen
- Die spannendste Variante: den Fragebogen zwei Mal ausdrucken, jeder füllt ihn für sich aus und schätzt die Arbeitszeit des Partners ein – da werdet ihr beide aus dem Staunen und hoffentlich konstruktivem Diskutieren nicht mehr herauskommen ????
Auf alle Fälle ist es interessant, einmal alles schwarz auf weiß zusammengefasst zu sehen und aufgrund dieser Basis könnt ihr dann gemeinsam eine Entscheidung über die Aufteilung der Hausarbeit treffen.
Wie geht es dir damit? Ertappst du dich auch manchmal plötzlich traditioneller zu leben als du es jemals vorhattest? Bist du zufrieden mit eurer Aufteilung? Dann bitte verrate uns gleich deine Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren – ich freue mich drauf!
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