Wie kann ich als Mama zwei Kindern gerecht werden
Wenn ein zweites Kind unterwegs ist, tauchen in vielen Müttern Zweifel auf.
- Wie schafft man den Alltag mit zwei Kindern?
- Wie bringt man die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse beider Kinder unter einen Hut?
- Angst, den Kindern nicht gerecht zu werden
- Kann man ein zweites Kind wirklich genauso lieben wie das erste?
Für letztere Frage schämen sich viele Mütter sogar, dabei finde ich sie völlig logisch und normal.
Ein erstes Baby ist etwas ganz Besonderes. Mit Sicherheit ist das erste eigene Baby das schönste, das tollste Baby und überhaupt … da liegt die Frage nahe!
Aber ich versichere dir, man kann zwei schönste, tollste und überhaupt Babys haben ;-) das war jedenfalls meine ganz persönliche Erfahrung bei meinen beiden. Bei Babys sind zwei Superlative nebeneinander möglich!
Ich bin sicher, dass Mamas alle Kinder gleich liebhaben.
Aber manchmal wird es Zeiten geben, in denen das eine Kinde eine schwierige Entwicklungshase durchläuft und das andere sich gerade pflegeleicht verhält. Und da kommt man vielleicht mit dem einen etwas einfacher durch den Alltag als mit dem anderen. Aber die Liebe für beide wird immer da und unendlich groß sein!
Wie aber werden wir den Kids im Alltag gerecht?
Dazu gleich ein kleines Mantra:
Gerecht behandeln heißt nicht gleich behandeln!
Es ist unmöglich, Geschwisterkinder völlig gleich zu behandeln.
Das Zweitgeborene findet bereits bei der Geburt eine andere Familiensituation vor als das Erstgeborene. Es kommt in eine Familie, in der die Eltern schon Erfahrung mit einem Baby haben und in der es eben auch schon ein Geschwisterkind gibt.
Das zweite Kind mag zwar genetisch von den beiden gleichen Menschen abstammen, aber die Gene haben sich wieder vollkommen anders durchgemischt. Viele Eltern sind überrascht, wie unterschiedlich Geschwisterkinder sich entwickeln und verhalten können, obwohl die Kinder „ja eigentlich gleich aufwachsen und behandelt werden“.
Ich wünschte, ich könnte dir jetzt eine kurze Anleitung geben und du würdest dein zukünftiges Leben als Mama so verbringen:
Leider ist es nicht so einfach – also sei nicht frustriert, wenn der Alltag mit zwei oder mehreren Kindern so aussieht …
Tja, nochmal zuück: Gleichbehandlung gibt es nicht!
Und sie würde auch nicht funktionieren, vor allem, sie würde auch von den Kindern nicht als gerecht empfunden werden. Über Gerechtigkeit unter Geschwistern gibt es übrigens einen eigenen Artikel hier am Blog - Geschwister und ihre spezielle Sicht von Gerechtigkeit
Sehen wir uns nun unterschiedliche Bereiche an, wie es im Alltag möglich sein kann, Kindern individuell gerecht zu werden.
Zwei Kindern in Sachen Aufmerksamkeit gerecht werden
Ein Erstgeborenes steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Für ein Neugeborenes ist das auch nötig, es ist ja vollkommen abhängig von der Betreuung seiner Bezugspersonen.
Vieles von dieser Aufmerksamkeit wirst natürlich du als Mama deinem Baby gegeben haben – und jetzt ist die Angst da, wie schaff ich das beim zweiten?
Bei der Versorgung sind natürlich wieder vorrangig die erwachsenen Betreuer gefragt, wenn es aber um die Aufmerksamkeit beim Spielen und Beschäftigen mit dem zweiten Baby geht, wirst du in deinem Erstgeborenen eine große Hilfe finden!
Für Babys sind ältere Geschwister oft die großen Stars. Ehrlich gesagt, war ich ein wenig enttäuscht, dass meine zweite Tochter ihr erstes Lächeln ihrer großen Schwester geschenkt hat und nicht mir ...
Auch wenn die Kinder älter werden, geben sie sich gegenseitig viel Aufmerksamkeit und sind nicht ausschließlich auf die deine angewiesen. Diese Aufmerksamkeit geben sich die Kids gerne in Form von Streit – achte hier drauf, dass du dich nicht beim Geschwisterstreit in die Schiedsrichterposition drängen lässt.
Zwei Kindern in Sachen Zeit gerecht werden
Ja, die Zeit wird tatsächlich nicht mehr!
Der Aufwand im Haushalt und in der Kinderbetreuung aber schon.
Da gibt es nur eines – Hilfe suchen und falls sie jemand anbietet, die Hilfe auch annehmen.
„Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen“ - dieses afrikanische Sprichwort gilt umso mehr, je mehr Kinder es in der Familie gibt.
Viele Mamas tappen hier in die Falle, glauben, sie müssten alles alleine hinkriegen und lehnen aus falsch verstandenem Stolz oder aus Angst, Schwäche und Überforderung zu zeigen, Hilfe ab.
Beispiel: Wenn der Babybesuch statt Blumen einen Kuchen mitbringt, ist das eine wunderbare Hilfe und Entlastung. Im Wochenbett brauchst du nicht die Super-Gastgeberin sein. Besucher, die selber Kinder haben, kommen vielleicht von alleine auf diese Idee. Anderen wirst du es klipp und klar vorher sagen müssen!
Das ist kein Eingeständnis, des Versagens in hausfraulichen Pflichten, sondern Vorsorge dir selbst gegenüber! Und es wird dir etwas Zeit freischaufeln, die du ein ander Mal dann gerne unbeschwert mit Kuchen backen mit deinen Kindern verbringen kannst.
Zwei Kinden in Sachen Bedürfnisse und Interessen gerecht werden
Hier wird klar, warum das mit der Gleichbehandlung von Geschwisterkindern nicht funktioniert.
Kinder sind Individuen und haben eben unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen.
Das fängt beim Alter an. Wenn du ein Baby und einen Fünfjährigen hast, kannst du nicht das Baby auch in den Fußballkurs stecken.
Und wenn du jetzt die Idee hast, die Gleichbehandlung um fünf Jahre zu verschieben - vielleicht interessiert sich das Zweitgeborene mit fünf dann überhaupt nicht für Fußball und wäre in einem solchen Verein höchst unglücklich.
Deshalb ist es wichtig sich immer die Individualität seiner Kinder vor Augen zu halten und dazu habe ich dir eine kleine Übung mitgebracht.
Wenn du schon mehrere Kinder hast, bitte für jedes Kind einzeln machen.
Übung: Wie würde der Steckbrief Deines Kindes aussehen?
Schritt 1:
Erstelle einen Steckbrief, indem du dein Kind beschreibst – seine Eigenschaft, seine Verhaltensweisen, seine Fähigkeiten …
Notiere deine Antworten auf einem Zettel.
Schritt 2:
Schau dir dann an, was du aufgeschrieben hast und überlege, wie es dir mit diesen Eigenschaften und Bedürfnissen deines Kindes geht.
Bewertest du sie eher positiv oder negativ?
Du hast zum Beispiel aufgeschrieben, dass dein Kind schüchtern reagiert, wenn es auf andere Kinder am Spielplatz trifft. Die Frage an dich lautet nun: wie findest du das mit der Schüchternheit?
Gut, weil du selber auch eher schüchtern bist und die Vorstellung, dass dein Kind am Spielplatz andere Kinder anspricht und du dann nicht wüsstest, wie du auf einen Streit reagieren solltest, dir Angst macht?
oder
Schlecht, weil in deinem Hirn die Angst auftaucht, dass sich dein Kind dann im Kindergarten viel schwerer tun wird, Freunde zu finden?
Schritt 3:
Sieh dir nun noch einmal genauer die Dinge an, die du eher negativ bewertet hast.
Überlege dir, in welchen Situationen könnte diese Eigenschaft hilfreich sein?
Beim obigen Beispiel könnte das zum Beispiel sein, dass das Kind zwar vielleicht weniger leicht Kontakt und Anschluss zu anderen findet, aber auch weniger wahrscheinlich mit Fremden mitgeht, weil seine Schüchternheit es schützt.
So relativiert sich die anfänglich nur negative Sicht!
Schritt 4:
Bitte auch andere, die dein Kind gut kennen, diese Übung zu machen. Das kann dein Partner sein, die Oma, der Onkel oder auch die Kindergartenpädagogin ...
Und dann besprich mit dieser Person deren Erkenntnisse. Du wirst sehen, dass andere teilweise ein anderes Bild von deinem Kind haben.
Was wiederum deine Sichtweise von deinem Kind erweitert.
Ich mache diese Übung gerne auch mit Eltern in der Beratung und manchmal scheint es, als würden sie über zwei unterschiedliche Kinder sprechen!
Was bringt dir diese Übung?
Im stressigen Alltag nehmen wir die Entwicklung unserer Kinder oft gar nicht so genau wahr. Sie werden älter, ihre Fähigkeiten nehmen zu und die Bedürfnisse verändern sich. Schneller als dass unsere inneren Bilder tun.
Mit dieser Übung trittst du für ein paar Minuten aus deinem Alltag heraus und schärfst deinen Blick auf dein Kind. Du überdenkst deine eigenen, oft unbewussten Bewertungen. Du bekommst – in Schritt 4 – wertvolles Feedback von anderen.
Allein das ist schon sehr wertvoll.
Weiters kannst du mit diesen Erkenntnissen eure Familiengewohnheiten, den Tagesablauf und Rituale überprüfen, ob sie noch euren Bedürfnissen entsprechen oder ob Änderungen durchgeführt werden sollten, die den Kindern besser gerecht werden.
Wie siehst du das? Ich freue mich auf deine Erfahrungen mit mehreren Kindern in den Kommentaren.
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